Abb. 11
Detail, UV-Fluoreszenz-Aufnahme, auffällig pinkfarbene Fluoreszenz des Rotlacks
Zusammenfassung/Besonderheiten
Diese kleinformatige Studie hat mit großer Wahrscheinlichkeit als Vorlage zu einer ausgearbeiteten Komposition gedient. Der Holzbildträger ist mit einer hellbeigen Grundierung versehen, welche in Aussparungen der Malerei deutlich sichtbar ist und in die Farbgestaltung mit einbezogen wurde (Abb. 5).
Das Skizzieren der geplanten Farbflächen und darstellerischen Bereiche erfolgte mit zwei verschiedenen Unterzeichungsmedien: zunächst wurden mit einem Graphit- oder Bleistift Positionen der Figuren skizzenhaft festgelegt und anschließend die Konturen von Figuren und Landschaft nahezu malerisch mit schwarzer Tusche nachgezogen (Abb. 3, 7, 8).
Der Farbauftrag erfolgte in bis zu drei übereinander liegenden Farbschichten mit recht körperhaftem Farbmaterial, so dass eine lebendige Oberflächenstruktur entstanden ist. Diese wird jedoch durch einen gleichmäßigen Verlauf des Pinselduktus in horizontaler bzw. diagonaler Richtung beruhigt (Abb. 10).
Ob die Studie pleinair entstand, bleibt unbestimmt. Einige Kennzeichen sprechen für eine Entstehung im Freien: so findet man in der linken unteren Ecke nebeneinander zwei Nagellöcher, wie sie durch das Benutzen von damals üblichen Abstandhaltern beim Handling noch nicht getrockneter Malereien entstehen. Die Malfarbe ist zumindest im rechten Loch ausgespart. Fehlende Löcher in den anderen Ecken können mit der späteren Beschneidung Bildträgers in Zusammenhang stehen. Daneben sind einige Pastositäten im feuchten Zustand verpresst und verschmutzt worden. Ob dies durch eine Aufbewahrung im Malkasten oder etwa einen Transport von draußen nach drinnen entstanden ist, kann nicht zweifelsfrei geklärt werden. Es könnte sich auch um Spuren einer Lagerung im Atelier handeln (Abb. 6).
Der Atelierstempel in der rechten unteren Bildecke stammt wahrscheinlich aus dem Nachlass des Künstlers (Abb. 4). Auf der Rückseite befindet sich ein vom Farbmaterial, Form und Schrift ähnlicher Stempel mit der Transkription „Centenaire Hipp[olyte] Petitjean“ (Abb. 12). Ein Zusammenhang beider Stempel ist nicht auszuschließen.
Hippolyte Petitjean
geb. am 11. September 1854 in Mâcon,
gest. am 17. September 1929 in Paris
Abb. 02
Rückseite
Abb. 03
IR-Reflektogramm
Abb. 04
Atelierstempel auf der Vorderseite, „Atelier Hipp Petitjean“, Mikroskopaufnahme (M = 1 mm)
Abb. 05
Beigefarbene Grundierung, Mikroskopaufnahme (M = 1 mm)
Abb. 06
Nebeneinander stehende Löcher im Bildträger, Mikroskopaufnahme (M = 1 mm)
Abb. 07
Unterzeichnung mit Blei- oder Graphitstift, Mikroskopaufnahme (M = 1 mm)
Abb. 08
Unterzeichnung mit schwarzer Tusche, Mikroskopaufnahme (M = 1 mm)
Abb. 09
Detail im Streiflicht, malerisches Pentiment der linken Figur im Vordergrund
Abb. 10
Detail im Streiflicht, gerichteter Pinselduktus
Abb. 11
Detail, UV-Fluoreszenz-Aufnahme, auffällig pinkfarbene Fluoreszenz des Rotlacks
Abb. 12
Rückseite, Detail des Stempels mit der Beschriftung „Centenaire Hipp[olyte] Petitjean“; gut lesbar nur unter Anregung mit UV-Strahlung, da es sich um hellrote Schrift auf dunkelbraunem Bildträger handelt