Einführung in die Konventionen der Kurzberichte

Zur Einführung in die gewählte Form der Kurzberichte und in die verwendeten Standards sollen hier nun einige Punkte ausgeführt werden.

Die Dossiers sind für alle Gemälde prinzipiell gleich aufgebaut. Nach einer Identifikation des Objektes (Künstler, Titel, Datierung, Signatur, Technik, Maße, Inventarnummer) und einer zugehörigen Gesamtabbildung mit Zierrahmen wird zunächst eine Zusammenfassung angeboten, die alle wichtigen Informationen und Besonderheiten des Gemäldes in einer knappen prägnanten Form wiedergibt. Dieser Text wird bei der Auswahl eines Objekts in der rechten Spalte gezeigt. Alle folgenden Angaben sind zur vereinfachten Übersicht und Vergleichbarkeit in Stichworten aufgelistet.

Bei Informationen zum Bildträger folgen die Stichworte ausnahmsweise unterschiedlichen Kritierien, um die hier notwendigen Differenzierungen zwischen textilen und hölzernen Bildträgern sowie Pappen darstellen zu können. Grundsätzlich geht es um Art, Format, Konstruktion und Beschaffenheit des Trägers, im Fall textiler Träger darüber hinaus um das Aufspannungssystem. Für alle Holztafeln liegt eine holzanatomische Untersuchung vor (»Methoden und Ziele). Bildträger aus Pappe werden immer dann als Malpappe bezeichnet, wenn Firmenzeichen o.ä. sie eindeutig als Malutensilienbedarf klassifizieren. Auf die im deutschen Sprachgebrauch oft fälschlicherweise als Synonym für Pappe geltende Bezeichnung Karton wird grundsätzlich verzichtet. Aus Gründen der Präzision ist auch der Überbegriff ‚textiler Bildträger’ gewählt worden, um den im deutschen Sprachgebrauch herkömmlichen Begriff ‚Leinwand’ nur dann zu verwenden, wenn tatsächlich ein leinwandbindiges Flachsgewebe analysiert wurde.
Angaben über Standardformate, Hersteller- und Händlerzeichen verweisen auf vorfabrizierte Handelsware. Hersteller- und Händlerzeichen sind zusätzlich in einer Übersicht gelistet.

Bei den Angaben zur Grundierung findet der Aspekt, ob vorgrundierte Ware verwendet wurde oder der Künstler den Träger selbst grundierte, weiter behandelte oder modifizierte, besondere Beachtung. Klar unterschieden wird dabei grundsätzlich nur zwischen Grundierungen, die vor und nach der Aufspannung des Gewebes erfolgten. Weitere Differenzierungen wurden vermieden, da eine eindeutige Zuordnung zu handelsüblich vorgefertigter Ware oder künstlereigener, individueller Herstellung oftmals nicht möglich sind. Angaben zum Bindemittel der Grundierung folgen größtenteils einer optischen Beurteilung. Sofern analytische Nachweise erbracht wurden, ist dies besonders kenntlich gemacht.

Im Abschnitt Kompositionsplanung/ Unterzeichnung/ Untermalung werden künstlerisch und technisch bedingte Unterzeichnungen erfasst und beschrieben, die mittels der Infrarotreflektographie sichtbar gemacht werden konnten (» Methoden und Ziele). Für den Nachweis und die Beschreibung dieses Arbeitsschrittes kann aber fallweise auch das Stereo-Mikroskop dienen, wenn eine lockere Malweise den Blick auf diese tiefer liegenden Spuren des künstlerischen Werkprozesses erlaubt. Der außergewöhnlich umfangreiche Nachweis von Gemäldeplanungen bei den hier untersuchten Gemälden der Impressionisten und Postimpressionisten wird daher nicht nur durch Infrarotreflektogramme, sondern auch durch Makro- und Mikrophotographien sowie Aufnahmen im Durchlicht und im UV-Strahlungsbereich im Abbildungsteil eines jeden Untersuchungsberichtes dokumentiert.

Ausführungen zur Malschicht stützen sich auf intensive makro- und mikroskopische Beobachtungen des Farbauftrags. Die charakteristische Arbeitsweise des Künstlers, die Art des Farbauftrages (z.B. nass in nass), der Aufbau der Malschicht einschließlich möglicher autographer Überarbeitungen, die Beschaffenheit des Pinselstrichs oder anderer verwendeter Werkzeuge und die Farbpalette sind spezifische Merkmale, zu deren Erkenntnis darüber hinaus auch Untersuchungen im Durchlicht sowie mit Röntgenstrahlen wichtige Beiträge leisteten. Aussagen zur Farbpalette beginnen zunächst mit optischen Beschreibungen der diversen Farbtöne auf Basis der Stereomikroskopie. Bewusst verzichtet wurde dabei auf ;Farbnamen’, die auf rein optischen Vergleichen mit zeitgenössischen Pigmenten basieren. Eine weitgehende Identifizierung der Farbmittel, worunter Pigmente und Farblacke gefasst werden, erlaubte die die Methode der VIS-Spektrometrie (»Vis-Spektrometrie-Artikel Dr. Oltrogge). Die auf diese Weise identifizierten Farbmittel sind aufgelistet und bei nicht eindeutigen Ergebnissen der Messungen mit einem Fragezeichen versehen.

Der Eintrag zum Oberflächenabschluß erfasst Angaben zu abschließenden Überzügen, die nicht zwangsläufig aus den als Firnis bezeichneten Naturharzlösungen bestehen müssen und daher ohne weitere Differenzierung nur so objektiv erfasst werden. Angesichts der Tatsache, dass heute ein Großteil der impressionistischen Gemälde einen Oberflächenabschluß bzw. Firnis(schichten) besitzt, hat die Frage nach der Authentizität bzw. nach dem ursprünglichen Zustand Priorität. Der Zustand eines vorhandenen Oberflächenabschlusses ist ein zweiter Parameter und schließt nicht nur die typischen Alterungserscheinungen (z.B. Vergilbung, Craquelé), sondern auch den Glanzgrad, Hinweise auf Mehrschichtigkeit, Reste älterer und bereits wieder entfernter Überzüge etc. ein.

Besonderer Wert wurde auch auf die Beobachtung und Beschreibung der Signatur gelegt. Wichtig war dabei die Erfassung des Zeitpunktes (z.B. eigenhändig nass in nass oder auf bereits trockener Malschicht) oder der Nachweis einer seriellen, also gestempelten und nachträglich aufgebrachten Signatur. Ein Signatur- oder auch Monogrammstempel wird als Marke bezeichnet. Die Beschreibung und Bewertung der Signatur wird häufig durch eine Mikroskopaufnahme zum weiteren Vergleich mit anderen Werken gestützt.

Die Untersuchung und Beschreibung der Zierrahmen der Werke ist Teil der Untersuchungsstrategie, wird im Kurzdossier jedoch nur dann weiter ausgeführt, wenn es sich um den authentischen Rahmen handelt, was im Rahmen der hier untersuchten Werke nur selten zutrifft.

Schließlich folgen Aussagen zum Zustand des Werkes. Aus der Einsicht, dass Restaurierungen und Überarbeitungen die Interpretation mitunter fehlleiten können, werden die beobachteten Veränderungen und die Alterung der Werke stichwortartig aufgelistet.

Alle am Gemälde durchgeführten Untersuchungsmethoden sind abschließend in einer Übersicht zusammengefasst (»Geräte und Hilfsmittel, »Glossar).

Zentrale Literatur, beispielsweise Œuvrekataloge, Publikationen zur Maltechnik und fallweise auch Briefwechsel, aus denen zitiert oder Vergleichsaufnahmen entnommen wurden, sind in einer jeweils anschließenden Literaturliste erfasst.

Die knappen Texte sind erweitert durch jeweils bis zu 12 ausgewählte Abbildungen, die hochauflösend digital während der Untersuchung entstanden. Es handelt sich nicht um typische Katalogfotos, sondern um Aufnahmen, die dem untersuchenden Blick des Restaurators und Kunsttechnologen folgen. Hier liegen Standards zu Grunde, auf die kurz eingegangen werden soll. Neben der Gesamtaufnahme mit Zierahmen, die in erster Linie zur Identifikation des Werkes dient, werden die Gesamtaufnahmen der Vorderseite und der Rückseite der Gemälde ohne Rahmen der Bilderfolge vorangestellt. Die Ränder sind bewusst sichtbar, enthalten sie doch häufig wichtige Informationen. Zur Kenntnis des Oberflächenreliefs folgt eine Streiflichtaufnahme, bei der grundsätzlich das Hauptlicht von links kommend eingesetzt wurde. Streiflichtkeile sind in den hier gezeigten Abbildungen nur fallweise sichtbar, Referenzaufnahmen mit Streiflichtkeil liegen in der Objektakte zusätzlich vor. Den Gesamtaufnahmen sind die Aufnahmen im UV-Strahlungsbereich, die IR-Reflektogramme und fallweise Durchlichtfotografien und Röntgenaufnahmen nachgestellt, falls mit Hilfe dieser Untersuchungsmethoden Aussagen getroffen werden konnten. Detailaufnahmen der Signatur, charakteristische Merkmale der Maltechnik, Marken, Stempel und Illustrationen des Zustandes vervollständigen die Bildinformation zum Gemälde. Alle Detailinformationen sind mit Maßstab versehen, um die jeweilige Größe des Dargestellten verifizieren zu können. Dieser Maßstab ist je nach Motiv als 1 mm (Mikroskopaufnahme) oder als 3 cm (Makroaufnahme) eingestellt.

Aus bildrechtlichen Gründen sind alle Aufnahmen nur in einer limitierten Auflösung auszugeben. Zur Betrachtung am Bildschirm kann die hohe Auflösung jedoch vollständig ausgenutzt und mit Hilfe des ‚Zoomify-Werkzeugs’ der Blick des Untersuchenden nachvollzogen werden.