Zusammenfassung/Besonderheiten
Unter dem Titel Das Düngen der Felder, vormals fälschlicherweise als Das Einbringen des Heus interpretiert, wird diese Landschaft von Paul Gauguin aus seinen Monaten in Rouen im Jahr 1884 geführt [Wildenstein 1964, Kat-Nr. 124, Wildenstein 2001, Kat.-Nr. 117]. Sieben Bilder aus dieser Zeit werden nachweislich im April 1884 beim Galeristen Durand-Ruel eingeliefert, ihnen sind die Lot-Nummern 4274-4280 zugeordnet [Wildenstein 2001, S. 136]. Eine bislang nur von Wildenstein vermutete Zugehörigkeit des vorliegenden Gemäldes zu dieser Gruppe wird durch den Fund einer rückseitigen Klebemarke mit dem handschriftlichem Vermerk der Ziffer 4274 bestätigt (Abb. 2). Gauguin wählte einen extrem fein gewebten textilen Bildträger im Standardformat F20 (73,0 x 60,0 cm) mit handelsüblicher cremefarbener Grundierung für das Motiv (Abb. 2, 7). Eine Formatschablonierung auf der Rückseite belegt die Verwendung eines vorgefertigten, bereits aufgespannten Bildträgers, ein Händlerstempel fehlt in diesem Fall. Der Gebrauch von kommerziell hergestellten Malgründen ist vor allem in der frühen Schaffensperiode der 1870er Jahre für Gauguin nachgewiesen, erst im darauffolgenden Jahrzehnt sollte sich die bevorzugte Nutzung grober, eigenhändig grundierter Gewebe etablieren [Christensen 1993, S. 65]. Spuren der Bildplanung sind auch bei diesem Gemälde ablesbar: Bei mikroskopischer Betrachtung zeigen sich entlang von Grenzflächen feine schwarze Partikel, die auf eine skizzenhafte Unterzeichnung mit Kohle(?) zurückzuführen sind und bei den nachfolgenden Farbaufträgen in die feuchte Malschicht eingemischt wurden (Abb. 8). Die malerische Ausführung fand in mindestens zwei Arbeitssitzungen statt. Nach der zeichnerischen Anlage erfolgte eine Untermalung mit zunächst halb transparentem Farbmedium, darauf wurden nass auf trocken die weiteren Farbschichten aufgesetzt, insbesondere zu beobachten beim Haus im rechten Bildvordergrund (Abb. 10). Dabei orientierte sich Gauguin an seinen zeichnerischen Vorgaben, wie Aussparungen des Farbauftrages belegen, dies wird besonders gut im Durchlicht sichtbar (Abb. 9). Die vermeintlich gedämpfte Farbigkeit der Darstellung läßt bei näherer Betrachtung immer wieder die Verwendung von intensiven Farbtönen, die nachfolgend größtenteils abgedeckt wurden, erkennen. Beispielsweise ist hier das Blau der Dächer zu nennen. Durch Aussparungen spielen diese Farbtöne aber dennoch in die Gesamtfarbwirkung mit hinein (Abb. 12). Viskoses, wenig verdünntes Farbmaterial lässt den Pinselduktus überall ersichtlich. Ein Pentiment stellt die Figur an der Schubkarre im rechten Bildvordergrund dar, diese wurde nachträglich auf die bereits angetrocknete Farbe gesetzt (Abb. 11). Bei einer in der Vergangenheit liegenden Restaurierung wurde eine Firnisabnahme vorgenommen, die die Oberfläche gleichmäßig matt darstellt (Abb. 3, 13).

Paul Gauguin
Das Düngen der Felder, 1884, Öl auf text. Träger, 59,5 x 73,5 cm, WRM Dep. FC 663

Paul Gauguin

geb. 7. Juni 1848 in Paris,
gest. 8. Mai 1903 in Atuona auf den Marquesas-Inseln

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Weitere Abbildungen:

Abb. 02

Rückseite mit Formatangabe und historischer Beschriftung durch die Galerie Durand-Ruel


Abb. 03

Streiflicht


Abb. 04

Durchlichtaufnahme


Abb. 05

UV-Fluoreszenz-Aufnahme


Abb. 06

Details, Signatur in Auflicht (oben) und unter UV-Anregung


Abb. 07

Cremefarbene Grundierung am Umspann; Oberkante zeigt Firnisreste, Mikroskopaufnahme (M = 1 mm)


Abb. 08

Kohlepartikel der Unterzeichnung (Pfeile), Mikroskopaufnahme (M = 1 mm)


Abb. 09

Details im Auflicht und Durchlicht, Auslassungen im Auftrag der Farbanlagen für die Darstellung der Figur werden sichtbar


Abb. 10

In einer Auslassung aufliegender Farbschichten wird dünne farbige Unterlegung erkennbar, Mikroskopaufnahme (M = 1 mm)


Abb. 11

Details im Auflicht und Durchlicht, hier zeigen fehlende Auslassungen im Auftrag der Farbanlagen, dass es sich bei dieser Figur um eine spätere Hinzufügung Gauguins handelt


Abb. 12

Unterliegende, pastose blaue Farbschichten im Bereich der Häuser, Mikroskopaufnahme (M = 1 mm)


Abb. 13

Firnisrest, von einer in der Vergangenheit durchgeführten Firnisabnahme zurückgeblieben, Mikroskopaufnahme (M = 1 mm)