Zusammenfassung/Besonderheiten

Für das kleinformatige Gemälde wurde ein handelsüblich weiß vorgrundiertes Gewebe im Standardformat F 5 verwendet, ein Maß, das im Œeuvre Caillebottes häufiger anzutreffen ist [Berhaut 1994, Nr. 163, Nr. 152, Nr. 38, Nr. 30, Nr. 556 ff]. Der Künstler malte die idyllische Gartenlandschaft anscheinend ohne jegliche zeichnerische Vorplanung. Als Orientierung dienten ihm lediglich einige Pinselstriche und flächige Untermalungen, bevor er das Bild mit unzähligen Farbtupfen und kurzen wellenförmigen Linienverläufen mehr und mehr verdichtete. Dabei ging Caillebotte rasch vor. Nach der Trocknung der ersten Untermalung arbeitete er vorwiegend nass in nass, so dass von nur wenigen Arbeitssitzungen ausgegangen werden kann (Abb. 10, 11). Die schnelle Bearbeitung sowie die Unmittelbarkeit der Darstellung suggerieren eine Entstehung des Gemäldes direkt vor dem Motiv. Und tatsächlich lassen sich auf dem Bild Spuren eines typischen Hilfsmittels der Freilichtmalerei entdecken. So finden sich in allen vier Ecken Einstichlöcher und kreisrunde Abdrücke, die auf die Nutzung sogenannter Abstandhalter zurückzuführen sein könnten [vgl. Guillaumin, WRM Dep. FC 749; Bomford 1990, S. 178] (Abb. 12). Es handelt sich dabei um runde Holzklötzchen mit beidseitigen Metalldornen, die zum sicheren Transport zweier frisch gemalter Bilder in die Ecken gestochen wurden, um so einen Abstand zwischen den sich zugewandten Bildflächen zu gewähren [vgl. Winsor & Newton 1896, S. 117]. Im vorliegenden Fall war man später bemüht, diese Spuren durch Kittungen und Retuschen wieder unkenntlich zu machen, so dass sie heute nur noch bei gezielter Suche aufzuspüren sind.

Gustave Caillebotte
Garten in Trouville, ca. 1882, Öl auf text. Träger, 27,5 x 35,5 cm, WRM Dep. FC 602

Gustave Caillebotte

geb. 19. August 1848 in Paris,
gest. 21. Februar 1894 in Gennevilliers

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Weitere Abbildungen:

Abb. 02

Rückseite mit Standardformatstempel 5 F


Abb. 03

Streiflicht


Abb. 04

Durchlicht


Abb. 05

UV-Fluoreszenz-Aufnahme


Abb. 06

Röntgenaufnahme


Abb. 07

Detail, Signatur, Mikroskopaufnahme (M = 1 mm)


Abb. 08

Detail, untere Bildmitte, in Farbschichtausbrüchen wird die grüne, teils beriebene Untermalung sichtbar


Abb. 09

Grundierungssichtiger Bereich und violette Untermalungslinie zur Markierung der Spaliere, Mikroskopaufnahme (M = 1 mm)


Abb. 10

Nass in nass vermalte Farbaufträge, Mikroskopaufnahme
(M = 1 mm)


Abb. 11

Roter Farblack im Bereich der Rosenblüten, Mikroskopaufnahme
(M = 1 mm)


Abb. 12

Detail, linke untere Bildecke, kreisrunde Abdrücke in der frischen Farbe stammen vermutlich von handelsüblichen
Abstandhaltern (siehe oben), Mikroskopaufnahme (M = 1 mm)