Zusammenfassung/Besonderheiten
Die Studie mit der Darstellung der Seinelandschaft bei Samois entstand innerhalb eines Zyklus von insgesamt 14 Ölstudien, die Signac von Ende 1899 bis Anfang 1900 schuf [Cachin/Ferretti-Bocquillon 2000, S. 243]. Für diese Reihe und so auch die hier mit der Nummer 8 benannte Studie nutzte Signac eine Malpappe, die auf der Malseite mit vorgrundiertem Gewebe aus Baumwolle kaschiert ist (carton toile) und in seinem Œuvre bei insgesamt 33 kleinformatigen Gemälden anzutreffen ist. Die vermutlich vor dem Motiv entstandene Malerei folgt einer zeichnerischen Kompositionsanlage, die die Umrisse der Landschaft nur grob skizziert (Abb. 5). Die anschließende farbige Ausführung bezieht in allen Bereichen die weiße Grundierung mit ein. In den lockeren Farbaufträgen dominieren kurze, oft bogen- oder häkchenförmig geschwungene Pinselstriche. Längere lineare Pinselstriche kennzeichnen hingegen vor allem die Darstellung der linken Uferpartie im Vordergrund (Abb. 3). Die unterschiedliche Schichtdicke der Farbaufträge scheint in erster Linie von dem Weißanteil des oft nur flüchtig ausgemischten Farbmaterials abhängig zu sein. Je höher der Weißanteil, desto pastoser und gleichzeitig auch matter treten die entsprechenden Farbaufträge der bis heute ungefirnissten Malerei in Erscheinung. Die vom oberen Bildrand ausgehenden, senkrecht verlaufenden Kratz- bzw. Schürfspuren in der noch feuchten Farbschicht könnten durch das Einschieben des Bildes in den Deckel eines Malkoffers oder eines Behältnisses entstanden sein (Abb. 3, 6). Zahlreichen niedergedrückten Pastositäten haften Papierfasern an, die denen der rückseitigen Papierkaschierung ähneln. Sie könnten durchaus von einer weiteren Studie dieser Serie stammen, die mit der Rückseite auf die noch frische Malschicht dieser Studie abgelegt wurde. Eklatante Farbveränderungen und -degradationen betreffen vor allem einzelne Farbaufträge in gelber, oranger und grüner Ausmischung (Abb. 10, 11). Die variationsreichen Veränderungen, die in den betroffenen Bereichen eine Rekonstruktion der ursprünglichen Farbigkeit oftmals nicht mehr zulassen, sind auf den unterschiedlich hohen Anteil an vermutlich produktionsbedingt instabilen Cadmiumgelb-Pigmenten in den entsprechenden Farbaufträgen zurückzuführen [Leone/Burnstock/ Jones 2005]. Signac schenkte diese von ihm unsignierte und undatierte Studie bereits 1899 seinem Künstlerkollegen Charles Angrand.
Paul Signac
geb. am 11. November 1863 in Paris,
gest. am 15. August 1935 ebenda
Abb. 02
Rückseite
Abb. 03
Streiflicht
Abb. 04
UV-Fluoreszenz-Aufnahme
Abb. 05
Infrarotreflektogramm
Abb. 06
Röntgenaufnahme
Abb. 07
Detail, Firmenaufkleber auf der Rückseite
Abb. 08
Detail, Infrarotreflektogramm, Häuser am Ufer
Abb. 09
Detail, Häuser am Ufer mit sichtbaren Linien der Unterzeichnung
Abb. 10
Detail, Farbaufträge im Uferbereich mit Linien der Unterzeichnung und Farbveränderungen
Abb. 11
Detail, stark degradierter Farbauftrag mit transparenten
krustenähnlichen Belägen und weißen Ausblühungen,
Mikroskopaufnahme (M = 1mm)