Zusammenfassung/Besonderheiten
Die Studie mit der Ansicht der Bucht bei St. Tropez schuf Signac 1895 während seines siebenmonatigen Aufenthalts an der Côte d´Azur (Abb. 1). Als Bildträger wählte er eine ungrundierte Pappelholztafel im Standardformat P[aysage] 3. Einer zügig ausgeführten zeichnerischen Angabe der wesentlichen Formen des Motivs folgten Farbaufträge, in denen Blau-, Gelb- und Orangetöne dominieren. Die größtenteils mit Weiß aufgehellten Farben trug Signac mit unterschiedlich langen, teilweise auch geschwungenen Pinselstrichen auf. Vielfach stockend wirkende Farbaufträge könnten entweder auf die Verwendung von zähflüssigem Farbmaterial oder aber – und dies mag wahrscheinlicher sein – auf die Saugkraft des hölzernen, möglicherweise nicht oder nur schwach isolierten, Malgrundes hinweisen. Mit überwiegend horizontaler Strichrichtung bezogen die voraussichtlich in einem Arbeitsgang ausgeführten Farbaufträge die Holzoberfläche in die farbige Komposition mit ein. Letzte hellgelbe Pinselstriche dürften dem ursprünglichen Farbton der Holzoberfläche entsprochen und somit den offenen Charakter der spontanen Freilichtstudie unterstrichen haben. Dies ist jedoch heute nicht mehr ablesbar, da die sichtbaren Stellen der vormals vermutlich sehr hellen Holzoberfläche inzwischen einen satten braunen Farbton besitzen. Verantwortlich dafür ist neben der natürlichen Verbräunung des Holzes auch ein späterer Firnisauftrag, der zur Farbtonsättigung des inzwischen stark nachgedunkelten Pappelholzes zusätzlich beigetragen hat. Wie sehr sich dadurch die Farbkomposition dieser Studie verändert hat, bezeugt eine gemalte Rekonstruktion auf einer frischen Pappelholztafel (Abb. 12). Die Signatur in der rechten unteren Bildecke reicht bis auf den holzsichtigen Bildrand (Abb. 7). Signac soll sie dieser Studie erst zu Beginn der 1920er Jahre hinzugefügt haben [Cachin/Ferretti- Bocquillon 2000, S. 219].
Paul Signac
geb. am 11. November 1863 in Paris,
gest. am 15. August 1935 ebenda
Abb. 02
Rückseite
Abb. 03
Streiflicht
Abb. 04
UV-Fluoreszenz-Aufnahme
Abb. 05
Infrarotreflektogramm
Abb. 06
Röntgenaufnahme
Abb. 07
Detail, Signatur
Abb. 08
Detail, oberer Bildrand mit Fingerabdrücken in der Malschicht
Abb. 09
Nass in nass vermalte Farbaufträge, Mikroskopaufnahme (M = 1 mm)
Abb. 10
Detail, zeichnerische Angaben (oben, IR Reflektogramm) und
farbige Ausarbeitung (unten, normales Auflicht) der Felsen und Küstenlandschaft
Abb. 11
Gegenüberstellung von frischem Pappelholz (oben) und Mahagoniholz (unten)
Abb. 12
Gemalte Rekonstruktion auf frischer Pappelholztafel