Zusammenfassung/Besonderheiten

Théo van Rysselberghe, belgischer neo-impressionistischer Künstler und von Seurat stark beeinflusst, verbrachte zahlreiche Aufenthalte in dem Badeort Le Lavandou an der französischen Riviera, deren Küste er hier zeigt. Wenig später verlegte er seinen Wohnsitz hierher. Die vorliegende Landschaftsdarstellung führte der Künstler auf einer ungrundierten Pappe im Standardformat P10 aus. Rückseitig wurde der Träger mit einem grau-grünen aufgespachtelten Anstrich versehen, Händlerzeichen lassen sich nicht feststellen (Abb. 2, 4). Die Malerei unterzeichnete Rysselberghe vollständig mit einem tiefschwarzen, weichzeichnenden Stift, der sich im Infrarotreflektogramm gut ablesen lässt (Abb. 6). Nur bei mikroskopischer Betrachtung wird deutlich, dass die drei Ziegen im Bildvordergrund, die sich aufgrund der weißen, pastos aufgetragenen Farbe nicht im Infrarotreflektogramm darstellen lassen, erst während des Malprozesses mit einem metallisch-glänzenden Graphit- oder Bleistift hinzugefügt wurden (Abb. 9). Im nächsten Arbeitsschritt erfolgte auch hier die malerische Ausführung. Die Farbaufträge wurden sowohl nass in nass als auch nass auf trocken, von halbtransparent bis deckend aufgebracht. Dabei orientiert sich die Ausrichtung der Pinselführung häufig an den dargestellten Motiven (Abb. 8, 10, 11). Der stark glänzende Firnisauftrag ist nicht authentisch und verfälscht den vermutlich ursprünglich eher pastellartigen Charakter des Gemäldes.

Theo van Rysselberghe
Le Lavandou, Var, 1908, Öl auf Pappe, 37,8 x 55,0 cm, WRM Dep. FC 617

Theo van Rysselberghe

geb. am 23. November 1862 in Gent,
gest. am 13. Dezember 1926 in Saint-Clair, Frankreich

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Weitere Abbildungen:

Abb. 02

Rückseite, mit Detail der seitlichen Ansicht der Pappe, Mikroskopaufnahme (M = 1 mm)


Abb. 03

Streiflicht


Abb. 04

Streiflicht, Rückseite, der Einsatz eines Spachtels für den Auftrag des Rückseitenanstrichs ist erkennbar


Abb. 05

UV-Fluoreszenz-Aufnahme


Abb. 06

Infrarotreflektogramm


Abb. 07

Details, Monogramm und Datierung in Auflicht (links) und unter UV- Anregung (rechts)


Abb. 08

Detail, Unterzeichnung der Landschaftsbereiche mit schwarzem Zeichenmittel, oben rechts Mikroskopaufnahme (M = 1 mm)


Abb. 09

Detail und Mikroskopaufnahmen der erst später im Malprozess hinzugefügten Ziegen mit Unterzeichnungslinien; auf den Abbildungen oben wird der metallische Glanz des schwarzen Zeichenmittels erkennbar, vermutlich ein Graphitstift, Mikroskopaufnahme (M = 1 mm)


Abb. 10

Detail oben Mitte, farbige Anlage und Ausführung der Klippe


Abb. 11

Detail, locker aufgetragene, gerichtete Farbaufträge in der rechten unteren Ecke


Abb. 12

Malschicht, Fingerabdruck in der feuchten Farbe an der Oberkante, Mikroskopaufnahme (M = 1 mm)