Zusammenfassung/Besonderheiten

Dem Motiv der im Garten bei Bougival spielenden Tochter Morisots Julie liegen drei kleinformatige Pastellskizzen mit weiteren Darstellungen des Mädchens als vorbereitende Studien zugrunde [Bataille/Wildenstein 1961, Nr. 457, 461, 467; Morisot 2002, S. 218]. Das Gemälde wurde bereits 1882, ein Jahr nach seiner Entstehung, auf der siebten Impressionistenausstellung mit der Katalog-Nr. 94 unter dem Titel Baby ausgestellt. Trotz dieser prominenten Ausstellungsteilnahme verzichtete Morisot offenbar darauf, das Werk zu signieren. In der rechten unteren Ecke findet sich heute ein Signaturstempel, wie er üblicherweise erst nach dem Tod der Künstlerin aufgebracht wurde (Abb. 7). Morisots Bild entstand auf einem blanken, feinen Gewebe ohne Grundierung, wie es im Œuvre der Künstlerin noch häufiger anzutreffen ist [vgl. Morisot 2002, Nr. 53, 54,56,76,84, 99]. Schon Callen vermutet, dass der Verzicht auf die Grundierung weniger eine gezielte Methode als eher eine Notlösung darstelle, wenn die Künstlerin ein bereits grundiertes und bemaltes Gewebe umdrehte und zweitverwendete [Callen 2000, S. 67]. So findet sich auch im vorliegenden Fall rückseitig eine handelsübliche weiße Grundierung mit der teilbemalten Skizze zweier Pferdeköpfe, die Morisot bereits früh wieder verwarf (Abb. 2). Daraufhin verwendete sie das Gewebe und bemalte die ungrundierte Seite mit der heutigen Darstellung Kind zwischen Stockrosen. Die offene und skizzenhafte Malerei, die anscheinend ohne jegliche Hilfs- und Unterzeichnungslinien auskam, gibt vielfach den Blick auf das Gewebe frei, dessen braune Farbigkeit heute jedoch eine eklatante Veränderung des ursprünglichen Zustandes darstellt (Abb. 10, 11). Grund dafür ist die natürliche Oxidation des ursprünglich hellfarbigen Gewebes, dessen Verbräunung durch einen späteren Firnisauftrag noch verstärkt wurde und von Morisot sicherlich nicht beabsichtigt war.

Berthe Morisot
Kind zwischen Stockrosen, 1881, Öl auf text. Träger, 50,5 x 42,5 cm, WRM Dep. FC 614

Berthe Morisot

geb. am 14. Januar 1841 in Bourges,
gest. am 2. März 1895 in Paris

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Weitere Abbildungen:

Abb. 02

Rückseite


Abb. 03

Streiflicht


Abb. 04

Durchlicht


Abb. 05

UV-Fluoreszenz-Aufnahme


Abb. 06

UV-Fluoreszenz-Aufnahme der Rückseite


Abb. 07

Detail, Signatur im Auflicht (0ben) und in der UV-Fluoreszenz (unten)


Abb. 08

Detail, oberer Umspann, bemalt und mit Löchern einer früheren Aufspannung


Abb. 09

Detail, Kind


Abb. 10

Detail, lasierende wie deckende Farbaufträge auf dem blanken Gewebe


Abb. 11

Detail, nass in nass und nass auf trocken vermalte Farbaufträge


Abb. 12

Violetter Farbauftrag, vermutlich Cobaltviolett, Mikroskopaufnahme (M = 1 mm)


Abb. 13

Tropfenförmiger Austritt verbräunten Bindemittels im Coelinblau, Mikroskopaufnahme (M = 1 mm)