Zusammenfassung/Besonderheiten

Als Träger der Malerei verwendete Rysselberghe eine dünne Holztafel, die nachweislich der Stempelmarke auf der Rückseite ursprünglich den Deckel einer Zigarrenkiste darstellte (Abb. 5, 6). Auch ein zentrales Nagelloch am oberen Bildrand, ein Klebstofffilm eines aufgeklebten Papier(?)-scharniers entlang der Unterkante und eine unter der Malschicht befindliche Bestoßung belegen diese ehemalige Nutzung (Abb. 7). Die häufig in der Literatur beiläufig erwähnte Verwendung von Zigarrenkistenbrettchen zu Zeiten der Impressionisten musste in der Vergangenheit durch neue Forschungsergebnisse revidiert werden und lässt sich mit diesem Beispiel hier erstmals konkret belegen. Das verwendete Deckelbrett stammt von einer Kiste des Herstellers Murias/Havanna (Abb. 6, 12).Auffallend ist die Übereinstimmung mit dem handelsüblichen Standardformat P3, die auf einen Zuschnitt an der linken Kante zurückzuführen ist.

Die Malerei erfolgte ohne Grundierung direkt auf dem Träger. Dabei legte der Künstler zunächst alle Elemente der Komposition in einer Stiftunterzeichnung fest. In kurzen pastosen Pinselstrichen ist die Malerei zügig ausgeführt und orientiert sich an der schwarzen, ausführlichen Unterzeichnung, von der Rysselberghe nur im Bereich des Baumstammes abwich. Die locker gesetzten Farbaufträge integrieren besonders im Bereich der Baumkrone den Farbton des hölzernen Bildträgers (Abb. 9).

Theo van Rysselberghe
Saint-Tropez, 1895, Öl auf Cedroholz, 19,0 x 26,8 cm, WRM Dep. FC 793

Theo van Rysselberghe

geb. am 23. November 1862 in Gent,
gest. am 13. Dezember 1926 in Saint-Clair, Frankreich

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Weitere Abbildungen:

Abb. 02

Rückseite


Abb. 03

Infrarotreflektogramm, die zeichnerische Bildanlage wird sichtbar


Abb. 04

Detail des Monogrammes im Streiflicht, „VR“ ligiert, schwarzer Stift in weicher Farbe


Abb. 05

Detail der Rückseite im Streiflicht, durch Papierabklebung
abgedeckte Stempelmarke des Zigarrenherstellers Murias/Havanna


Abb. 06

Frottage der Stempelmarke


Abb. 07

Detail an der Oberkante, Holzkerben unterhalb der Farbschicht verweisen auf die ehemalige Nutzung als Zigarrenkiste


Abb. 08

Stiftunterzeichnung im Bereich des Baumes auf dem Holz in einer der zahlreichen Aussparungen der Malschicht,
Mikroskopaufnahme (M = 1 mm)


Abb. 09

Detail im Streiflicht, blaue sowie pastose gelbe und weiße
Farbaufträge im Bereich des Baumes mit deutlich sichtbar belassenem Bildträger


Abb. 10

Ungemischte, violett pigmentierte Farbpartie, vermutlich handelt es sich um Cobaltviolett, Mikroskopaufnahme (M = 1 mm)


Abb. 11

Detail im Streiflicht, pastos gestupfte Farbaufträge in der
linken oberen Ecke, eine schönende Retusche oberhalb des Horizontes, wird durch fehlende Pastositäten sichtbar


Abb. 12

Zum Vergleich: Zigarrenkiste J. S. Murias (Havanna), Privatsammlung Finnland