Zusammenfassung/Besonderheiten

Für die kleine Studie verwendete Lemmen das Standardformat P2 als bereits aufgespannte und grundierte, also vorfabrizierte Ware. Das einfache, recht dünne und weitmaschige Tuch in Leinwandbindung entspricht zusammen mit der einschichtigen Grundierung (à grain) wohl dem Typus toile étude, der über die Handelskataloge erschließbar ist. Auf der weißen Grundierung unterzeichnete Lemmen die wesentlichen Konturen mit schwarzem Stift, um dann zunächst die Hauptflächen der Komposition hellfarbig anzulegen (Abb. 7, 8). Auf diesen Farbflächen differenzierte und modellierte er mit gezielt gesetzten Pinseltupfern, bei denen die Abfolge des Farbauftrages gut nachvollziehbar ist. Viele Bereiche sind nass in nass gearbeitet und bezeugen das rasche Fortschreiten der Arbeit. Die helle Grundierung spricht in vielen Bildbereichen mit und ruft den duftigen Charakter der Arbeit hervor (Abb. 9). Leider ist durch eine Doublierung und eine unsachgemäß durchgeführte Firnisabnahme einiges an ursprünglicher Delikatesse der Farbwirkung verloren gegangen (Abb. 10-12).

Georges Lemmen
Die Klippen von Dover, 1892, Öl auf text. Träger, 16 x 23,8 cm, WRM Dep. FC 766

Georges Lemmen

geb. am 25. November 1865 in Schaarbeek, bei Brüssel,
gest. 1916 in Ukkel

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Weitere Abbildungen:

Abb. 02

Rückseite, doubliert


Abb. 03

Streiflicht, am rechten Bildrand ist eine weite Spanngirlande erkennbar, die nicht mit Aufspannungspunkten korreliert, sondern von der Aufspannung der Gewebebahn bei der Vorgrundierung in der Manufaktur herrührt


Abb. 04

UV-Fluoreszenz-Aufnahme


Abb. 05

IR-Reflektogramm


Abb. 06

Signaturmonogramm, Mikroskopaufnahme (M = 1 mm)


Abb. 07

Sichtbare Horizontlinie der Unterzeichnung unter der Malschicht (Pfeil), Mikroskopaufnahme (M = 1 mm)


Abb. 08

Detail, Formatstempel „2 P“ auf Spannrahmenschenkel (links)


Abb. 09

Detail im Streiflicht, Bereich des Kreidefelsens mit sichtbar belassener Grundierung


Abb. 10

Detail, getupfter Farbauftrag, Mikroskopaufnahme (M = 1 mm)


Abb. 11

Beriebene Farb- und Grundierungsoberfläche, die Gewebehöhen sind sichtbar, Mikroskopaufnahme (M = 1 mm)


Abb. 12

Durch Doublierung und unsachgemäße Firnisabnahme stark beschädigte Oberfläche, Mikroskopaufnahme (M = 1 mm)