Zusammenfassung/Besonderheiten

Das Gemälde Die Hügel bei Colombes zählt zu einer Reihe von Landschaftsstudien, die Caillebotte 1884 von den weiten Feldern bei Petit Gennevilliers malte [Berhaut 1994, S. 182-183, vgl. Caillebotte WRM Dep. FC 561]. Der Künstler verwendete ein weiß vorgrundiertes Gewebe im Standardformat F 20. Einer rückseitigen Händlerschablonierung zufolge erstand er den Bildträger im Pariser Malutensiliengeschäft Dubus [vgl. Caillebotte WRM Dep. 828, WRM Dep. FC 561, WRM Dep. FC 689, WRM Dep. 622] (Abb. 2). Ohne zeichnerische Vorplanung legte Caillebotte die Flächen des Motivs zügig mit breiten Pinselstrichen an. Bevor der Künstler mit seiner Malerei fortfuhr, ließ er diese erste farbige Untermalung anscheinend zunächst vollständig trocknen. Darauf weist ihr häufig kräftiger Pinselduktus hin, der sich vielerorts in der sichtbaren Malerei markiert und stellenweise auch deutlich von ihr abweicht, wie beispielsweise in der linken Bildhälfte des Vordergrundes (Abb. 3, 8, 10). Abweichungen liegen auch in der Farbgebung vor: so sind die grünen Felder in Graurosa untermalt (Abb. 11). Daher liegt die Vermutung nahe, dass sich Caillebotte während des Malprozesses in dieser Bildpartie korrigierte. Der Untermalung folgende Farbaufträge wurden vermutlich in zwei bis drei Arbeitssitzungen sowohl nass in nass als auch nass auf trocken vermalt. Wie schon bei anderen Gemälden Caillebottes beobachtet, gibt auch das vorliegende Bild Hinweise auf eine mögliche Entstehung im Freien: zum einen findet sich mittig entlang der Unterkante eine Aussparung in der Malerei, wie sie typischerweise durch die Halterung einer Feldstaffelei entsteht [Lewerentz 2008, S. 278-279, 282] (Abb. 9). Und zum anderen weisen Druck- und fremdartige Farbspuren an den Bildrändern auf einen unbesorgten Umgang mit der noch frischen Malerei hin (Abb. 10). Die schwarze Signatur in der rechten unteren Ecke wird von Berhaut als Stempel klassifiziert [Berhaut 1994, S. 182]. Bei näherer Betrachtung handelt es sich jedoch nicht um einen Stempel sondern um einen manuell aufgebrachten Schriftzug (Abb. 6). Er lässt sich nicht eindeutig der Handschrift Caillebottes zurechnen, könnte aber möglicherweise auch von seinem Bruder Martial oder seinem Testamentsvollstrecker Auguste Renoir stammen, die viele Gemälde des Künstlers posthum signierten [Berhaut 1994, S. 60, vgl. Caillebotte WRM Dep. FC 689, WRM Dep. 622, WRM Dep. 828].

Gustave Caillebotte
Hügel bei Colombes, 1890, Öl auf text. Träger, 60,2 x 73,3 cm, WRM Dep. FC 727

Gustave Caillebotte

geb. 19. August 1848 in Paris,
gest. 21. Februar 1894 in Gennevilliers

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Weitere Abbildungen:

Abb. 02

Rückseite mit Detail des Dubus-Händlermarke (oben) sowie Details der unteren Umspannkan- te nach der partiellen Entfernung des Nass- klebepapiers (unten). Die s-w-Abbildung zeigt einen nicht zu entzif- fernden Schriftzug unter infraroter Strahlung


Abb. 03

Streiflicht


Abb. 04

Durchlicht


Abb. 05

UV-Fluoreszenz-Aufnahme


Abb. 06

Details der Signatur, oben Mikroskopaufnahme (M = 1 mm)


Abb. 07

Detail, Streiflicht, deutlicher Pinselduktus im Bereich der Anhöhe des Hügels


Abb. 08

Detail, Streiflicht, kurze pastose Pinselstriche der Untermalung markieren sich in den oberen Farbschichten und weichen im Duktus stellenweise deutlich von diesen ab


Abb. 09

Detail, unterer Bildrand, Aussparung der Malerei, die vermutlich von der Befestigung des Bildes auf einer Feldstaffelei herrührt


Abb. 10

Details der Bildränder mit Spuren der saloppen Handhabung der noch frischen Malerei: vertikale Druckspur (links im
Streiflicht) und fremdartige blaue Farbspritzer (rechts im Auflicht)


Abb. 11

Rosafarbene Untermalung im Bereich des grünen Feldes im Vordergrund, Mikroskopaufnahme (M = 1 mm)


Abb. 12

Nass in nass ausgemischter Farbauftrag in einer weißen Pastosität im Bereich der Anhöhe des Hügels, Mikroskopaufnahme (M = 1 mm)


Abb. 13

Weiße Pastosität im Himmel mit dunkelgrauen Schmutzresten unterhalb des Firnis, Mikroskopaufnahme (M = 1 mm)