Zusammenfassung/Besonderheiten

Ebenso wie bei einer weiteren Arbeit von Georges Seurat in der Sammlung des Wallraf aus der Reihe seiner kleinformatigen Studienholztafeln [vgl. Georges Seurat, WRM Dep. 822] ist hier die Nutzung einer ungrundierten Pappelholztafel im Standardformat P2 festzustellen (Abb. 2, 3, 4). Durch zahlreiche Aussparungen im nachfolgenden Farbauftrag spricht die Farbigkeit des Bildträgers mit (Abb. 2, 3). Dabei handelt es sich um eine Art von Bildträger, der beispielsweise im Katalog des Malmaterialienhändler Bourgeois Aine 1888 für verschiedene Modelle von Malkästen im Dutzend angeboten wurde [Bourgeois Ainé 1888, S. 92f]. Auch in diesem Fall liegen weitere Hinweise vor, die auf eine Entstehung in einem solchen Malkasten, Utensil der Freilichtmalerei, deuten: Rückseitig sind vorwiegend in der linken oberen Ecke zahlreiche Farbreste zu verzeichnen, die möglicherweise auf Kontakt mit überschüssigem Material innerhalb eines solchen Kastens zurückzuführen sind (Abb. 2). Vorderseitig lassen Farbspuren in der linken oberen Ecke sowie eine Schabspur am rechten Bildrand eine etwaige Befestigung in einer solchen Box vermuten (Abb. 6). Nass in nass vermischte, wenngleich auch teils angetrocknete Pinselstriche mit hochviskosem, dennoch eher dünn aufgetragenen Farbmaterial führen zu der Annahme, dass die Studie in nur einer Arbeitssitzung geschaffen wurde. Der Farbauftrag ist in allen Bildbereichen locker und häufig kreuzförmig vorgenommen worden (Abb. 7). Die starke Holzsichtigkeit wurde offenbar zu einem frühen Zeitpunkt bereits als störend empfunden, denn Übermalungen von fremder Hand manifestieren sich an mehreren Stellen des Täfelchens bei Untersuchungen mittels Stereomikroskopie und unter UV-Anregung: So wurden vorwiegend unbemalte Partien entlang des Weges als auch die Konturen der Figur übermalt (Abb. 11, 12). Diese Hinzufügungen in abweichender Farbigkeit liegen auf einem nicht authentischen Überzug und treten matt in Erscheinung. Im Abgleich mit einer historischen Abbildung müssen diese Veränderungen bereits vor 1936 vorgenommen worden sein [Hauke 1961]. Ein für die Übermalung verwendetes Rotbraun wurde eindeutig als Cadmiumrot analysiert und schiebt den Terminus post quem auf 1910, da erst seit dieser Zeit das neue Rotpigment auf den Markt kam.

Georges Seurat
Gestalt in einer Landschaft bei Barbizon, ca. 1882, Öl auf Pappelholz, 15,5 x 24,8 cm, WRM Dep. FC 705

Georges Seurat

geb. am 2. Dezember 1859 in Paris,
gest. am 29. März 1891 ebenda

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Weitere Abbildungen:

Abb. 02

Rückseite


Abb. 03

Reflexlicht, Holzstruktur des Bildträgers wird durch die dünnen Farbaufträge erkennbar


Abb. 04

Streiflicht


Abb. 05

Detail, untere Bildkante zeigt Holzqualität mit angeschnittenem Astloch (rechts), grünen Farbspuren des originalen Malrandes sowie ein Loch, das vermutlich auf eine Befestigung während des Malprozesses zurückgeht


Abb. 06

Spuren der Handhabung, die möglicherweise auf eine Entstehung im Malkasten hinweisen: Farbspuren in der linken oberen Ecke (links) sowie eine Schabspur am rechten Bildrand, die auf eine etwaige Befestigung in einer solchen Box deutet, Mikroskopaufnahmen (M = 1 mm)


Abb. 07

Kreuzförmig aufgetragene Farbaufträge nass in nass, Mikroskopaufnahme (M = 1 mm)


Abb. 08

Pinselduktus im Bereich des Himmels, leicht angetrocknete Farbaufträge zeigen deutlich die Pinselführung, Mikroskopaufnahme (M = 1 mm) in leichtem Streiflicht


Abb. 09

Grobe Pigmentierung der grünen Farbaufträge, Mikroskopaufnahme (M = 1 mm) im Streiflicht


Abb. 10

Pigmentierung des blauen Gewandes der Figur,  Mikroskopaufnahme (M = 1 mm)


Abb. 11

Detail, blaugrüne malerische Hinzufügungen von fremder Hand entlang des Weges, Mikroskopaufnahme (oben rechts, M = 1 mm)


Abb. 12

Detail, UV-Fluoreszenz, hell fluoreszierende Farbaufträge oberhalb des Kopfes sind ebenfalls spätere Übermalungen