Zusammenfassung/Besonderheiten

Als eines von vier Gemälden soll Monet diese normannische Küstenlandschaft mit Blick auf das Felsentor von Aval von seinem Fenster aus dem Nebengebäude des Hotel Blanquet, in dem er in Étretat gastierte, gemalt haben [Wildenstein 1979, Kat.-Nr. 821-824]. Allen maltechnischen Beobachtungen nach könnte dieses Bild ebenso unmittelbar vor dem Motiv entstanden sein. Darauf deuten die sparsamen zeichnerischen Angaben zur Kompositionsplanung und die durchweg nass in nass vermalten Farbaufträge mit zahlreichen Leerstellen des grundierten Gewebes hin, die insgesamt eine gewisse Schnelligkeit der Ausführung erkennen lassen (Abb. 7-9). Für eine Entstehung des Bildes im Freien könnte ferner auch eine offensichtlich unbeabsichtigte Beschädigung in der damals noch frischen Malschicht im linken Bildbereich sprechen (Abb. 12). Als Bildträger wählte Monet ein vorgrundiertes Gewebe, das eine zweite, nur auf die Bildfläche beschränkte Grundierungsschicht mit gelblicher Tönung trägt (Abb. 6). Sowohl den Farbton dieser zweiten Grundierungsschicht als auch die darin noch ablesbare Webstruktur des Gewebes nutzte Monet bei der farbigen Gestaltung. So tritt die cremefarbige Grundierung nicht nur in zahlreichen Auslassungen, sondern auch in den vielen, nur die Strukturhöhen des Gewebes streifenden Pinselstrichen in Erscheinung (Abb. 8). Mit diesen legte Monet die meisten Fomen und Motive an, bevor er zu satteren Farbaufträgen überging und diese weiterhin zügig vermalte. In der insgesamt schmalen Palette an Farbmitteln, die Monet für dieses Gemälde nutzte, befindet sich interessanterweise auch ein Schwarzpigment (Abb. 11). Der Duktus des Pinsels variiert je nach Form oder Motiv. Dominant in Erscheinung treten die vielfach sichelförmigen, teilweise auch spiralförmigen, sich überschlagenden Pinselstriche, mit denen er die Wogen des Meeres wirkungsvoll darstellt (Abb. 9). Die offene Malweise mit dünnen halbtransparenten als auch körperhaft deckenden bis hin zu pastosen Farbaufträgen verleiht diesem Gemälde insgesamt einen skizzenhaften Charakter. Die Signatur in der rechten unteren Ecke ergänzte Monet offenbar zu einem späteren Zeitpunkt mit einer violetten Farbe, die sich an keiner weiteren Stelle des Gemäldes wieder findet (Abb. 5). Wildenstein beurteilt Monets Datierung in das Jahr 1884 als Irrtum und fügt das Gemälde in die im Januar 1883 entstandene Gruppe ein. Interessant ist, dass zu diesem Gemälde eine Bleistiftzeichnung in einem der Skizzenbücher Monets existiert (Musée Marmottan, 5131, fol. 25 r.), der eine Skizze (5131, fol. 26v.) folgt, die als Vorlage für ein Gemälde aus dem Jahr 1884 diente [Wildenstein 1979, Kat.-Nr. 908, La falaise d’Aval, avec la Porte et l’Aiguille].

Claude Monet
Fischerboote am Strand von Etretat, 1883/84, Öl auf text. Träger, 73,5 x 100,5 cm, WRM 3120

Claude Monet

geb. am 14. November 1840 in Paris,
gest. am 5. Dezember 1926 in Giverny

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Weitere Abbildungen:

Abb. 02

Rückseite


Abb. 03

Streiflicht


Abb. 04

Durchlicht


Abb. 05

Detail, Signatur


Abb. 06

Zweischichtiger Grundierungsauftrag, Pinselduktus in oberer, cremefarbener Schicht sichtbar, Mikroskopaufnahme (M = 1 mm)


Abb. 07

Punktuelle Unterzeichnung mit Kohle, Mikroskopaufnahme
(M = 1 mm), sowie Kartierung des stereomikroskopischen
Befunds


Abb. 08

Detail, offene Malweise, die die cremefarbene Grundierung sichtbar miteinbezieht


Abb. 09

Detail, spiralförmige, sich überschlagende Pinselstriche im Bereich des Meeres


Abb. 10

Details, Pentiment am Felsentor im Auflicht, Durchlicht und Streiflicht


Abb. 11

Nass in nass vermalter, mit Schwarz ausgemischter Farbauftrag, Mikroskopaufnahme (M = 1 mm)


Abb. 12

Detail, unbeabsichtigte Beschädigung in damals noch feuchter
Farbschicht am linken Bildrand