Zusammenfassung/Besonderheiten

Renoirs Gemälde Landschaft am Ufer der Seine bei Rueil verblieb lange in Familienbesitz und ist eine der seltenen auf Holz ausgeführten Arbeiten von seiner Hand [Dauberville 2007, Kat.-Nr. 143]. Es handelt sich hierbei nicht um einen Bildträger im Standardformat, vielmehr liegt das Maß zwischen F12 Marine (38,0 x 60,0 cm) und F15 Marine (46,0 x 65,0 cm). Vorderseitig lassen sich im Streiflicht unter der Malschicht Hobelspuren vom Glätten der Tafel erkennen (Abb. 3). Nahezu mittig an der Oberkante befindet sich ein dornartiger Einstich in der Holztafel, der vermutlich auf die Befestigung der Tafel während der Herstellung oder aber Bemalung zurückgeht (Abb. 6). Überraschend ist der zweifelsfreie Befund von Pappelholz als Bildträger: Wie bereits bei anderen Werken der Sammlung des Wallraf beobachtet, liegt auch hier eine drastische Verdunkelung des Bildträgers vor (vgl. Georges Seurat, Straßenszene, 1883, WRM Dep. 822, Paul Signac, St. Tropez, Windstille, 1895, WRM Dep. FC 683, Henry de Toulouse-Lautrec, Fischerboot, 1885, WRM Dep. FC 719 u.a.). Besonders deutlich wird dies in Aussparungen des Farbauftrages, die den Blick auf den heute dunklen, rotbraunen Farbton der ungrundierten Tafel freigeben und eher an ein Tropenholz wie Mahagoni als an ursprünglich helles Pappelholz erinnern (Abb. 8). Die sichtbare Malerei wurde offenbar ohne weitere Bildplanung unmittelbar auf das Holz gesetzt. Lediglich in der rechten unteren Bildecke werden mit Hilfe der Infrarotreflektographie wenige Striche einer nicht zur Komposition gehörenden Stiftzeichnung erkennbar (Abb. 7). Bevor Renoir die Flächen mit vorwiegend kurzen Farbstrichen variierender Ausrichtung füllte, legte er partiell in beiden Bildhälften deckende Farben vor: Gelb für die Blumenwiese und Weiß im Himmel (Abb. 9). Diese Farbaufträge waren bereits weitgehend angetrocknet, bevor die weitere Ausführung nass in nass erfolgte (Abb. 11, 12). Wie bereits bei anderen Werken Renoirs fand auch hier ein rein schwarzes Farbmittel ohne Ausmischung Einsatz (Abb. 13) [vgl. Renoir, Villeneuve- les-Avignon, WRM Dep. FC 791 , sowie Burnstock/ Van den Berg/ House 2005, S. 54]. Die ebenfalls nass in nass ausgeführte Signatur weist innerhalb des Schriftzuges eine deutliche Beschädigung und Überarbeitung auf (Abb. 5). Im Zuge einer weitreichenden strukturellen Restaurierungsmassnahme wurde der originale Bildträger parkettiert, zuvor an beiden Bildrändern seitlich der Bildträger gedünnt und rückseitig eine partielle Aufdopplung aus Tulpenbaumholz vorgenommen (Abb. 2, 6).

Auguste Renoir
Die Ufer der Seine bei Rueil, 1879, Öl auf Pappelholz, 38,2 x 66,0 cm, WRM Dep. FC 790

Auguste Renoir

geb. am 25. Februar 1841 in Limoges,
gest. am 3. Dezember 1919 in Cagnes

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Weitere Abbildungen:

Abb. 02

Rückseite, parkettiert


Abb. 03

Streiflicht, einfallend von oben


Abb. 04

UV-Fluoreszenz-Aufnahme


Abb. 05

Detail, nass in nass aufgesetzte Signatur in Auflicht, als IR-Reflektogramm (oben links) und in der Mikroskopaufnahme (M = 1 mm, oben rechts). Fehlstellen innerhalb des Schriftzuges wurden akribisch retuschiert (Pfeile)


Abb. 06

Details, Holzbildträger: Spuren einer Befestigung (oben), Bearbeitung durch Parkettierung und seitlicher Ergänzung des Holzbildträgers (unten, Pfeile)


Abb. 07

Detail der rechten unteren Bildecke, Infrarotreflektogramm, nicht zum Motiv zugehörige, nur lokal vorhandene Stiftunterzeichnung wird erkennbar


Abb. 08

Detail, holzsichtiger Träger in Aussparungen der Farbaufträge (Pfeile)


Abb. 09

Partiell aufgetragene farbige Unterlegungen in Weiß (links) und Gelb (rechts), Mikroskopaufnahmen (M = 1 mm)


Abb. 10

Detail, nass in nass aufgebrachte Farbaufträge von variierender Konsistenz


Abb. 11

Nass in nass vermalte Farbaufträge, die sowohl vertikal als auch horizontal aufgebracht wurden, Mikroskopaufnahme (M = 1 mm)


Abb. 12

Detail, strichelnde, stark verdichtete Farbaufträge im Bereich der Wiese


Abb. 13

Detail, Renoir verwendete zeitweise schwarze Farbe, die aus der Palette der meisten anderen Impressionisten größtenteils verbannt war, hier zu sehen in der rechten Figur, oben rechts Mikroskopaufnahme (M = 1 mm)