Zusammenfassung/Besonderheiten
Diesem 1873 datierten Gemälde mit Blick auf die Seine bei Asnières und der zentralen Ansicht von drei Schleppkähnen wird eine nahezu lückenlose Provenienz und ein bereits sehr früher Verkauf zugeschrieben. Mutmaßlich hat es zwei Jahre nach seiner Entstehung an einer Versteigerung von Werken Monets, Morisots, Renoirs und Sisleys im Hotel Drouot am 24. März 1875 teilgenommen [Wildenstein 1974, Nr. 268, S. 228]. Auch bei dieser Arbeit im Standardformat P20 auf dünner, cremeweißer Grundierung hat Monet offenbar Kohle zur partiellen Markierung der Komposition eingesetzt (Abb. 8). Hier zeigen sich Übereinstimmungen zur Vorgehensweise bei seinen ebenfalls in der Kölner Sammlung beheimateten, allerdings rund zehn Jahre später entstandenen Gemälden Fischerboote am Strand von Etretat von 1883/84 sowie Häuser in Falaise im Nebel von 1885. Nass in nass, doch vorwiegend auch nass auf trocken aufgesetzte, nur die Strukturhöhen streifende Farbaufträge belegen, dass Monet dieses Motiv in mehreren Arbeitssitzungen fortgeführt hat (Abb. 9, 10). Ob dies durchweg in situ geschah oder aber das vor Ort begonnene Bild im Atelier vollendet wurde, bleibt ungewiss. Beide Arbeitsweisen sind für Monet bezeugt [House 1986]. Die technologische Untersuchung des Gemäldes förderte zutage, dass zweifelsfrei schönende Hinzufügungen im Bereich des linken Vordergrundes und rechten Randbereiches vorgenommen wurden (Abb. 4, 12, 13). Diese Farbaufträge von fremder Hand, die durchaus den Duktus von Monets stark ausgestrichenen Pinselstrichen imitieren, zeichnen sich unter UV-Anregung deutlich ab (Abb. 4, 13). Eine Firnisschicht trennt die Übermalungen vom darunterliegenden Original, mit dem sie das Alterssprungnetz nicht teilen. Möglicherweise wurden diese Partien zuvor als unvollständig oder eintönig empfunden. Die im Œuvrekatalog verwendete Abbildung des Gemäldes geht auf eine undatierte, jedoch ab 1928 mögliche Schwarz-Weiß-Fotografie der Galerie Durand-Ruel zurück und zeigt den Zustand des Gemäldes vor dem zeitlich nicht zu bestimmenden Eingriff, der auch die Rezeptionsgeschichte dieses Gemäldes spiegelt (Abb. 13).

Claude Monet
Die Seine bei Asnières, 1873, Öl auf text. Träger, 54,2 x 72,5 cm, WRM Dep. FC 784

Claude Monet

geb. am 14. November 1840 in Paris,
gest. am 5. Dezember 1926 in Giverny

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Weitere Abbildungen:

Abb. 02

Rückseite, doubliert


Abb. 03

Streiflicht


Abb. 04

UV-Fluoreszenz-Aufnahme


Abb. 05

Röntgenaufnahme


Abb. 06

Detail, Signatur


Abb. 07

Dünne Grundierung, Mikroskopaufnahme (M = 1 mm)


Abb. 08

Unterzeichnung mit Kohle(?), Mikroskopaufnahme (M = 1 mm)


Abb. 09

Nass in nass aufgetragene Farben, Mikroskopaufnahme (M = 1 mm)


Abb. 10

Detail, zahlreiche Pinselstriche, die sich nicht mit unterliegenden Farbaufträgen durchmischen, also nach Trocknungszeiten, d.h. nass auf trocken aufgetragen wurden


Abb. 11

In der Farbschicht eingebettete Pinselhaare, Mikroskopaufnahme (M = 1 mm)


Abb. 12

Detail gleichen Ausschnitts am rechten Bildrand unter UVAnregung (links) und im Auflicht, von fremder Hand hinzugefügte Farbaufträge, Mikroskopaufnahme oben rechts, Craquelé der originalen blauen Farbschicht setzt sich nicht in den grünen, späteren Farbaufträgen fort (M = 1 mm)


Abb. 13

Umfang der von fremder Hand hinzugefügten Farbaufträge: aktueller Zustand im Auflicht (oben), Kartierung der Übermalungen in UV-Anregung) (mitte), historische Fotografie, Galerie Durand-Ruel, Paris, undatiert, Zustand des Gemäldes nach 1928 (unten)