Zusammenfassung/Besonderheiten

Das sich mit der Ebbe zurückziehende Meer unter herbstwinterlichem Wolkenhimmel ist eine der zahlreichen Meereslandschaften, die Courbet 1865/66 während seines dreimonatigen Aufenthaltes in Trouville schuf [BaillyHerzberg 2000, S. 98; Courthion 1985, S. 99, 100; Fernier 1977, S. 266] (Abb. 1).

Als Bildträger verwendete er ein netzartiges Gewebe, das er selbst spannte und in einer Schicht weiß grundierte. Als weitere Vorbereitung des Malgrundes trug Courbet ganzflächig zwei deckende, von der Funktion mit einer Imprimitur vergleichbare Farbschichten in Weiß und Braun auf. Auffällig ist schon hierbei der differenzierte Einsatz der unterschiedlichen Werkzeuge Pinsel und Spachtel, der sich später fortsetzt und bereits in den Vorbereitungsschichten dazu führt, dass Oberflächenstruktur und Farbigkeit die weitere malerische Ausarbeitung prägen (Abb. 6).

Auf den braunen, mit weiß durchsetzten Bildgrund erfolgte die Ausarbeitung des Bildmotivs in der für Courbet typischen, virtuosen Spachteltechnik [Morton Eyerman 2006, S. 7] mit zusätzlicher Lasierung und Strukturierung der noch weichen und bereits angetrockneten Farbaufträge mit verschiedenen Werkzeugen (Abb. 712), wie beispielsweise einen Borstenpinsel oder die Kante des Palettenmessers. Dies belegt, dass Courbet offenbar großen Wert auf die haptische Wiedergabe des Dargestellten legte. Entsprechend variiert auch die tendenziell von hell nach dunkel aufgetragene Malfarbe in Konsistenz und Glätte bzw. Strukturiertheit des Auftrags. So hat er im Bereich des Himmels die Malfarben gut fließend verwendet und sehr glatt aufgetragen, die überaus feinen und graduellen Übergänge durch ein zusätzliches Vertreiben der aufgespachtelten Malfarbe mit einem flachen, weichen Pinsel erzielt (Abb. 9). In den Wolken, im Bereich des Wassers und des Strandes besitzen die Malfarben zunehmend pastenartige Konsistenz und eine stärkere Oberflächenstruktur (Abb. 10, 11).

Gustave Courbet
Meeresstrand, 1865/66, Öl auf text. Träger, 54,0 x 64,0 cm, WRM 2905

Gustave Courbet

geb. 10. Juni 1819 in Ornans bei Besançon,
gest. 31. Dezember 1877 in La-Tour-de-Peilz/Schweiz

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Weitere Abbildungen:

Abb. 02

Rückseite, doubliert


Abb. 03

Streiflicht


Abb. 04

Detail, Signatur


Abb. 05

Signatur, fehlender feiner Alterssprung (Pfeile), Mikroskopaufnahme (M = 1 mm)


Abb. 06

Oberflächenstruktur der weißen und braunen Vorbereitungsschicht, Mikroskopaufnahme (M = 1 mm)


Abb. 07

Detail, aufgespachteltes Himmelsgrau über Blau


Abb. 08

Detail im Streiflicht, aufgespachteltes Himmelsgrau über Blau (Pfeile)


Abb. 09

Lasierender, dünnflüssiger Farbauftrag (Pfeile),
Mikroskopaufnahme (M = 1 mm)


Abb. 10

Spachtel- und Pinselauftrag (Pfeile), typisches feines Craquelé, Mikroskopaufnahme (M = 1 mm)


Abb. 11

Auskratzungen in hellgrauer Farbschicht im Bereich der Wolken, Mikroskopaufnahme (M = 1 mm)


Abb. 12

Charakteristischer Abdruck des Stupfinstruments,
Mikroskopaufnahme (M = 1 mm)