Zusammenfassung/Besonderheiten

Die Seine mit ihren begrünten Uferzonen, pittoresken Häusern und Booten zählte zu einem der Lieblingsmotive Caillebottes in diesen Jahren [Berhaut 1994, S.224-231, vgl. Caillebotte WRM Dep. FC 603]. Für die hier vorliegende Darstellung wählte der Künstler ein weiß vorgrundiertes, feines, netzartiges Gewebe - ähnlich der damals handelsüblichen Studienleinwände toile étude oder toile pochade. Mit zügigen dunklen Pinselstrichen skizzierte er die Umrisse von Häusern, Bäumen und Booten auf die weiße Grundierung, bevor er die einzelnen Motive mit dünnen Farbaufträgen flächig im jeweiligen Lokalton untermalte (Abb. 7, 8, 9). Mit breiten Pinselstrichen wurde die Darstellung anschließend zügig und vornehmlich nass in nass geschlossen (Abb. 10, 11, 12). Im Bereich der linken unteren Ecke sind halbrunde Wisch- und Kratzspuren festzustellen, die offensichtlich entstanden, als die Farbaufträge noch frisch waren (Abb. 6). Zwar lassen sie sich nicht eindeutig auf einen bestimmten Gegenstand zurückführen, könnten aber auf die Handhabung des Bildes bei Befestigung und Transport in freier Natur hinweisen. Das heutige Erscheinungsbild des Gemäldes ist maßgeblich von der Doublierung beeinflusst, zu deren Folgen deutliche Deformationen und Verpressungen pastoser Farbaufträge zählen sowie die Entfernung des originalen Umspann und eine geringe Formatverkleinerung.

Gustave Caillebotte
Ufer der Seine, 1891, Öl auf text. Träger, 45,7 x 60,8 cm, WRM Dep. FC 706

Gustave Caillebotte

geb. 19. August 1848 in Paris,
gest. 21. Februar 1894 in Gennevilliers

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Weitere Abbildungen:

Abb. 02

Rückseite, doubliert


Abb. 03

Streiflicht


Abb. 04

Durchlicht


Abb. 05

UV-Fluoreszenz-Aufnahme


Abb. 06

Detail in der linken unteren Ecke mit Wisch- und Kratzspuren, die im noch feuchten Zustand der Farbaufträge und daher möglicherweise bei der Handhabung des Bildes in freier Natur entstanden


Abb. 07

Detail, Häuserkonturen wurden zunächst auf der Grundierung mit schwarzen Pinsellinien umfasst, die stellenweise noch als Umrisse oder Schattenlinien in der Malerei bestehen blieben


Abb. 08

Details der Unterzeichnung bzw. Untermalung im Haus oder Schuppen am linken Ufer, unten: Mikroskopaufnahmen (M = 1 mm)


Abb. 09

Detail des rechten Uferweges, zweischichtiger Malschichtaufbau mit ersten flächigen, dünnschichtigen Farbaufträgen im Lokalton und darüber gesetzten pastosen Pinselstrichen


Abb. 10

Detail der Bäume, Pinselduktus ist deutlich ablesbar: dünn ausgestrichen und vertrieben im Himmels, modellierend und pastos im Blattwerk


Abb. 11

Detail der Wasserreflexion mit nass in nass vermalten Farbaufträgen


Abb. 12

Nass in nass vermalte Farbaufträge, Mikroskopaufnahme (M = 1 mm)