Zusammenfassung/Besonderheiten

Das großformatige Gemälde zählt zu der berühmten, rund zweihundert Werke umfassenden Seerosen-Serie, die Monet in seinen späten Jahren ab 1898 bis zu seinem Tod von seinen malerischen Teichlandschaften in Giverny schuf. Der maltechnische Befund des Bildes ist vergleichbar mit anderen Werken der Serie [Sagner-Düchting 1985, S. 96-112; House 1986; Kendall 1989, S. 241]. Monet verwendete ein handelsüblich weiß vorgrundiertes Gewebe, das er dem Anschein nach selbst von der Rolle zuschnitt und aufspannte. Die Farbpalette des Bildes umfasst elf verschiedene Töne. Eigenen Aussagen zufolge reichten ihm noch 1905 knapp die Hälfte, nämlich lediglich sechs Farbtöne aus: „blanc d’argent [Bleiweiß], jaune cadmium [Cadmiumgelb], vermillion [Zinnober], garance foncée [roter Farblack], bleu de cobalt [Kobaltblau], vert émeraude [Chromoxidhydratgrün], et c’est tout“ [Brief 3.6.1905, Venturi 1968, S. 404]. Es wurde bereits vermerkt, dass Monet vor Malbeginn die handelsüblichen Ölfarben ausmagerte, ihnen also Teile des Bindemittels entzog [Monet 1977-1978, S. 7]. Dadurch wird eine der Pastellmalerei ähnliche Mattigkeit erzeugt, die sich so auch bei dem, bis heute ungefirnissten Kölner Bild bewahrt hat (Abb. 1). Anhand der Bildränder lässt sich der schichtenweise Entstehungsprozess der Malerei gut nachvollziehen (Abb. 6). Hier sieht man die ersten lockeren Pinselschwünge, deren dünner Farbauftrag nichts mit der dichten reliefartigen Malerei im Bildinnern zu tun hat. Erst die stetig wachsende Überlagerung von einzelnen, kreuz und quer verschlungenen Pinselstrichen führte in ihrer Summe zu der heutigen Textur des Bildes. Im Streiflicht entdeckt man einige Überarbeitungen, die von der heute sichtbaren Malerei abweichen (Abb. 4). Vor allem im bewachsenen Ufer der rechten Bildhälfte wird das Relief übermalter ovaler Pinselstriche sichtbar. Diese mit den Seerosenblättern übereinstimmenden Formen machen darauf aufmerksam, dass der Teich ursprünglich noch weiter in die rechte Bildhälfte hineinreichte. Berichten zufolge soll Monet an seinen Seerosenbildern zwischen zwanzig und sechzig Arbeitssitzungen verbracht haben [Sagner- Düchting 1985, S. 98-99]. Dabei scheute er sich auch nicht ein Bild zu überarbeiten, selbst wenn er es dabei verderben sollte. Einige seiner Seerosenbilder sollen gar vier oder fünf verschiedenen Versionen vereinen [House 1986, S. 191]. Trotz der zahlreichen Arbeitsphasen, die auch am Kölner Bild festzustellen sind, bleibt bis heute unklar, ob das Gemälde im Sinne Monets als vollendet oder unvollendet gelten darf. So blieb vor allem die rechte untere Bildecke fast gänzlich unbemalt, eine Auslassung, wie sie in diesem Umfang von seinen Zeitgenossen sicherlich in großer Mehrzahl als unfertig empfunden wurde (Abb. 6). Wie die meisten anderen Seerosenbilder verblieb auch das Kölner Gemälde zunächst im Besitz des Künstlers und wurde erst später von seinem Sohn Michel Monet veräußert und vor dem Verkauf vorder- und rückseitig mit einem Atelierstempel versehen (Abb. 2, 5). Monet signierte seine Werke spätestens seit 1914/15 nicht mehr, sei es aufgrund seiner bereits internationalen Popularität oder um den Status der Werke als unvollendet zu erklären [David 2006].

Claude Monet
Seerosen, ca. 1915/17, Öl auf text. Träger, 180,0 x 200,0 cm, WRM 3266

Claude Monet

geb. am 14. November 1840 in Paris,
gest. am 5. Dezember 1926 in Giverny

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Weitere Abbildungen:

Abb. 02

Rückseite mit Signaturstempel


Abb. 03

UV-Fluoreszenz-Aufnahme


Abb. 04

Streiflicht, Detail Bildmitte, ovale reliefartige Pinselstrukturen stammen von einem früheren Stadium der Malerei


Abb. 05

Detail Signatur in der linken unteren Ecke, Atelierstempel


Abb. 06

Detail, rechte untere Ecke unvollendet?


Abb. 07

Detail, Umspann rechts (oben) und links (unten)


Abb. 08

Gewebe und Grundierung, Mikroskopaufnahme (M = 1 mm)


Abb. 09

Detail, dynamischer Pinselduktus


Abb. 10

Detail, Überlagerungen der Farbigkeit


Abb. 11

Roter Farblack, Mikroskopaufnahme (M = 1 mm)


Abb. 12

Quellungen unterliegender Farbschichten, Mikroskopaufnahme
(M = 1 mm)