Zusammenfassung/Besonderheiten

Das Gemälde Die Seine bei Courbevoie schuf der erst zwanzigjährige Paul Signac noch ganz unter dem Einfluss der Kunst der Impressionisten (Abb. 1). Mehrfach bezeugt ist Signacs Bewunderung für die Malerei Monets, die ihn 1880 nach dem Besuch der Monet-Ausstellung in den Räumen der Kunstzeitschrift „La Vie Moderne“ zur Freilichtmalerei angeregt haben soll. Als Signac 1883 diese Seinelandschaft malerisch zu bewältigen suchte, wählte er ein lockeres Gewebe in dem als Studienqualität bekannten Typus pochade. Auf der gebrochen weißen Grundierung zog er zunächst mit rotbraunem Stift eine vertikale und horizontale Mittellinie (Abb. 5, 6). Möglicherweise diente ihm diese Untergliederung zur Orientierung bei der Erfassung des Landschaftsmotivs, was demzufolge die Bildentstehung vor Ort bezeugen würde. Weitere Stiftlinien zur zeichnerischen Planung der Komposition sind nicht erkennbar. Diese könnten jedoch Bestand haben, sofern auch dazu ein mit infraroten Strahlen nicht sichtbar zu machender rotbrauner Stift genutzt worden wäre und diese Linien heute von opaken Farbaufträgen überdeckt sind. Für die Existenz eines zeichnerischen Bildplans spricht die Tatsache, dass Signac einzelne Partien flächig untermalte und dabei Formen, wie etwa die Boote, aussparte. Die Ausgestaltung einzelner Motive erfolgte häufig erst nach deren Umrisszeichnung mit farbigen Pinselstrichen. Den einzelnen Formen verleiht Signac mit unterschiedlich langen, locker gesetzten Pinselstrichen Ausdruck. Die Farbaufträge sind durchweg nass in nass vermalt und beziehen den Farbton der Grundierung durch halbtransparente Aufträge oder Aussparungen mit ein (Abb. 8, 9). Letzte Farbaufträge verfolgen das Ziel, die Grenzflächen zwischen einzelnen Motiven aufzulockern oder aber hell pastose Akzente zu setzen. Die ursprüngliche Farbigkeit muss man sich ohne den inzwischen deutlich vergilbten Firnis auf der Malschichtoberfläche deutlich kühler vorstellen.

Paul Signac
Die Seine bei Courbevoie, Öl auf text. Träger, 1883, 45,2 x 81,7 cm, WRM Dep. FC 798

Paul Signac

geb. am 11. November 1863 in Paris,
gest. am 15. August 1935 ebenda

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Weitere Abbildungen:

Abb. 02

Rückseite, doubliert


Abb. 03

UV-Fluoreszenz-Aufnahme


Abb. 04

Detail, Signatur mit Jahreszahl und Ortsangabe „Neuilly“, deren andersfarbiger Schriftzug teilweise von der umlaufenden Papierumklebung des Bildrandes verdeckt wird


Abb. 05

Detail, rotbraune Stiftlinie der senkrechten Mittelachse, die im Bereich des Himmels teilweise im normalen Auflicht sichtbar ist


Abb. 06

Rotbraune Stiftlinie zur Angabe der vertikalen und horizontalen Mittelachse der Bildfläche, Mikroskopaufnahme (M = 1 mm)


Abb. 07

Detail, rechte obere Bildecke, unter der Papierumklebung wird das weitmaschige originale Trägergewebe sichtbar


Abb. 08

Detail, Flusslauf mit Bootsdarstellung und oberhalb anschließendem Flussufer, das in Aussparungen der Farbaufträge die durch aufliegende Firnisschichten gelblich grau wirkende Grundierung einbezieht


Abb. 09

Detail, Flusslauf mit Bootsdarstellung, im Streiflicht werden nicht nur die Strukturtiefen des weitmaschigen Originalgewebes, sondern auch die darin verstärkten Ansammlungen verbräunter Firnisreste erkennbar


Abb. 10

Detail, Baumlandschaft im linken Bildhintergrund mit starken Verpressungen der Bild- schicht (Streiflicht)


Abb. 11

Detail, linker Bildrand, Fehlstellen der Bildschicht offenbaren den gebrochenen Weißton der Grundierung