Zusammenfassung/Besonderheiten
Das Gemälde gehört zu einer Gruppe von Arbeiten Monets, die im Winter des Jahres 1885 entstanden sind und das Val de Falaise, genauer das Vallon des Vaux Vailly in der Nähe von Giverny zeigen. Nur schemenhaft, von Nebel verhangen, ist rechts der Bildmitte ein Hof bei dem Dörfchen Falaise erkennbar. Monet hat seinen Standpunkt hier anscheinend zentral im Tal zwischen den Hügeln gewählt, die sich über dem Fluß Epte erheben [Wildenstein 1979, S. 156]. Dem rückseitigen Stempel zufolge erwarb Monet den in einem gebrochenen Weiß vorgrundierten Bildträger im Standardformat F30 bei der Malmaterialienhandlung Vieille & Troisgros (Abb. 2). Interessant sind bei dieser kommerziellen Vorgrundierung unzählige mikroskopisch kleine Löcher, die sich auch in den Farbaufträgen fortsetzen (Abb. 6). Dies mag ein Hinweis auf eine unzureichende Benetzung durch eine ungenügend eingearbeitete Vorleimung, beispielsweise durch einen zu raschen Auftrag, sein. Monets Vorgehensweise bei der Bildplanung lässt sich trotz des weitgehend geschlossenen Farbauftrages mit hohem Weißanteil mit Hilfe von Stereomikroskopie und Infrarotreflektographie bis zur skizzenhaften Kompositonsplanung zurückverfolgen: Wenige, vermutlich mit Zeichenkohle ausgeführte Striche genügten Monet, um das flüchtige Motiv im Dunst des Nebels im ersten Schritt auf den Bildträger zu bannen [Abb. 8]. Zeitgenossen Monets beschrieben eben diese Arbeitsweise, dennoch wurde sie bislang nicht an Gemälden nach 1975 nachgewiesen [House 1986, S. 66]. Der anschließende Farbauftrag erfolgte mit schnellen, flächig aufgetragenen und größtenteils diagonal geführten, vorwiegend breiten Pinselstrichen [Abb. 4, 10, 11]. Nass in nass wurden die Farben aufgesetzt, das Motiv scheint in nur einer Arbeitssitzung malerisch erfasst worden zu sein. Möglicherweise waren es nicht wiederkehrende Wetterbedingungen, die den Künstler an der weiteren Ausarbeitung des Sujets hinderten. Bis zum Tode Monets blieb das offenbar unvollendete Gemälde unsigniert. Erst im Nachlass wurde das Werk, das dem Besitz Michel Monets entstammt, mit einem störend dominanten schwarzen Signaturstempel versehen (Abb. 7).

Claude Monet
Häuser in Falaise im Nebel, 1885, Öl auf text. Träger, 73,5 x 92,5 cm, WRM Dep. FC 673

Claude Monet

geb. am 14. November 1840 in Paris,
gest. am 5. Dezember 1926 in Giverny

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Weitere Abbildungen:

Abb. 02

Rückseite


Abb. 03

Streiflicht


Abb. 04

Durchlicht


Abb. 05

UV-Fluoreszenz-Aufnahme


Abb. 06

Details, rechter Umspann mit Grundierungskante, Löcher, die auf aufgeplatzte Bläschen aus der Vorleimung des Gewebes zurückgehen, setzen sich in Grundierung und Farbschicht fort, Mikroskopaufnahmen (M = 1 mm)


Abb. 07

Details, Signaturstempel im Auflicht (oben) und unter UV-Anregung (unten), Mikroskopaufnahme (oben rechts, M = 1 mm)


Abb. 08

Details, skizzenhafte Unterzeichnung mit Kohle(?), links Ausschnitt im Auflicht, im Infrarotreflektogramm (rechts) werden lockere Striche der zeichnerischen Bildanlage sichtbar


Abb. 09

In die Farbschicht in Schlieren eingemischte Kohlepartikel(?) der Unterzeichnung, Mikroskopaufnahme (M = 1 mm)


Abb. 10

Detail, Auslassungen im Farbauftrag bis auf die helle Grundierung


Abb. 11

Detail, flächiger, zickzackförmiger Pinselduktus mit eingebetteten Pinselhaaren


Abb. 12

Farbausmischung mit hellroter Farbschliere, vermutlich handelt es sich um Zinnober(?), Mikroskopaufnahme (M = 1 mm)