Zusammenfassung/Besonderheiten

Das Täfelchen gehört zu einer Reihe von über 20 erhaltenen Studien, die Lemmen bei einem Sommeraufenthalt an der Küste von Heyst (Belgien) anfertigte [vgl. WRM Dep. FC 716]. Hier zeigt Lemmen einen Ausschnitt der Küste mit Blick auf das weite Meer in Abendstimmung, den er mit der rückseitigen Aufschrift von Ort, Datum und Uhrzeit genau dokumentiert („Heyst 21 julliet 91 / 8 le soir“) (Abb. 5). Das helle Pappelholz-Täfelchen (panneaux d´étude) im Standardformat M1 wurde ungrundiert verwendet und zunächst zügig und flächig mit horizontalen Pinselstrichen in den Grundtönen der großen Farbflächen des Himmels, des Meeres und des Strandes angelegt. Der Horizont diente hier als Orientierung, blieb von diesen Farbaufträgen aber weitgehend ausgespart. Lemmen setzte dann auf die frische Farbe in undogmatischer Manier pointillistische Farbtupfer und löste damit die Farbflächen auf (Abb. 11, 12). Zu den Schmalseiten läuft die Malerei locker aus. Der Charakter der Ölstudie wurde durch eine spätere Überarbeitung von fremder Hand stark verändert, indem besonders offene Bereiche konsequent, jedoch in technisch und farblich abweichender Qualität, übermalt wurden (Abb. 4, 8, 9). Der Träger weist an der Oberkante zwei und an der Unterkante eine Kerbe auf (Positionen, oben von links: 10,0 und 11,2 cm, unten von links 10,5 cm); diese Kerben könnten Befestigungsspuren von einer Malbox bzw. eines Transportkoffers sein.

Georges Lemmen
Die Küste von Heyst, 1891, Öl auf Pappelholz, 12,3 x 21,5 cm, WRM Dep. FC 715

Georges Lemmen

geb. am 25. November 1865 in Schaarbeek, bei Brüssel,
gest. 1916 in Ukkel

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Weitere Abbildungen:

Abb. 02

Rückseite


Abb. 03

Streiflicht


Abb. 04

UV-Fluoreszenz-Aufnahme


Abb. 05

Detail, Aufschrift auf der Rückseite „21 juillet 91 / 8 le soir“


Abb. 06

Signatur, Mikroskopaufnahme (M = 1 mm)


Abb. 07

Nachlass(?)-Stempel auf rückseitigen Papieraufkleber, Mikroskopaufnahme (M = 1 mm)


Abb. 08

Detail, Überarbeitungen am rechten Rand der Tafel


Abb. 09

Ausschnitt wie Abb. 8, Falschfarben- Infrarotreflektogramm, die Überarbeitungen am rechten Rand markieren sich deutlich


Abb. 10

Pastoser Farbtupfer mit verpresster Spitze und verbräuntem Firnis in den Vertiefungen der Malerei, Mikroskopaufnahme (M = 1 mm)


Abb. 11

Variationsreiches Oberflächenrelief durch Farbtupfer, am linken Rand Überarbeitung, Mikroskopaufnahme (M = 1 mm)


Abb. 12

Einzelne Farbtupfer auf der flächig angelegten Lokalfarbe, Mikroskopaufnahme (M = 1 mm)