Abb. 14

Mikroskopaufnahme, rechte obere Ecke, eines der sechs Löcher in Bildschicht, Gewebe und Keilrahmen ohne erkennbaren Nutzen (M= 1 mm)

Zusammenfassung/Besonderheiten

Monets „Frühlingsstimmung oberhalb von Vétheuil“ [Wildenstein Nr. 587] entstand auf einem handelsüblich grundierten und auf einem Keilrahmen aufgespannten Gewebe, das allerdings keinem der französischen Standardformate zuzuordnen ist. Monet wählte ein recht feines, dichtes Gewebe mit einer hellrosa Grundierung, deren Farbton den damals im Handel zu beziehenden Grundierungsnuancen rosé oder rosé gris zu entsprechen scheint [Callen 2000, S. 66] (Abb. 10, 13). Monet nutzte die hellrosa Farbe der Grundierung als Basis für die generelle Tonigkeit seines Gemäldes und ließ sie im Sinne einer Untermalung durch seine offene Malweise vielerorts sichtbar (Abb. 7-9). Ohne jede erkennbare Kompositionsplanung und Unterzeichnung füllte der Künstler die Bildfläche mit zügigen Pinselstrichen, je nach gewünschtem Effekt in horizontalem, vertikalen, diagonalen und zickzack Verlauf oder aber in stupfender Applikation wie im Bereich des Blattwerks. Nass in nass, aber auch nass auf trocken aufgesetzte, nur die Strukturhöhen streifende Farbaufträge belegen, dass Monet dieses Motiv in mehreren Arbeitssitzungen fortgeführt hat (Abb. 7, 8). Charakteristisch für die Malerei sind obendrein die nur flüchtig auf der Palette aufgenommenen Farbmischungen, die erst im Pinselstrich sichtbar ineinander fließen (Abb. 7-9). Auf die getrocknete Farbschicht folgte abschließend die in rotbrauner Farbe ausgeführte, handschrifltiche Signatur Claude Monet in der rechten unteren Ecke (Abb. 9). Die technologische Untersuchung des Gemäldes förderte außerdem zutage, dass zweifelsfrei schönende Hinzufügungen im Bereich des Himmels vorgenommen wurden. Diese Farbaufträge von fremder Hand, die durchaus den Duktus von Monets horizontal ausgerichteten Pinselstrichen imitieren, zeichnen sich unter UV-Anregung deutlich ab (Abb. 4, 15, 16). Art und Umfang der sich im sichtbaren Licht farblich kaum abhebenden Ergänzungen legen nahe, dass es sich hier nicht um die Retusche von Fehlstellen handelt, sondern vermutlich vielmehr um ein bewusstes „Ausfüllen“ grundierungssichtiger Bereiche, die gleichsam Monets lockere und skizzenhafte Malweise attestierten. Eine spätere Zutat ist ebenso der heutige Firnis (Abb. 10). Das Gemälde gibt keinerlei Hinweis darauf, dass sich ursprünglich ein Firnis auf der Malerei befand. Auf der Rückseite der Keilrahmen-Mittelstrebe findet sich ein aufgeklebtes Etikett des Kunsthändlers Durand-Ruel, bei dessen Auktion am 24. Mai 1899 das Gemälde aus der Sammlung Camescasse versteigert wurde und in den Besitz der Pariser Kunsthandlung Bernheim-Jeune gelangte (Abb. 12).

Claude Monet
Frühlingsstimmung oberhalb von Vétheuil, 1880, Öl auf text. Träger, 60,4 x 99,8 cm, WRM 3620

Claude Monet

geb. am 14. November 1840 in Paris,
gest. am 5. Dezember 1926 in Giverny

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Weitere Abbildungen:

Abb. 02

Rückseite mit Händleretikett


Abb. 03

Streiflicht


Abb. 04

UV-Fluoreszenz-Aufnahme


Abb. 05

Infrarotreflektogramm


Abb. 06

Falschfarben Infrarotreflektogramm


Abb. 07

Detail Bildmitte, offene, skizzenhafte Malweise


Abb. 08

Detail Vordergrund, offene, skizzenhafte Malweise


Abb. 09

Detail Signatur


Abb. 10

Detail rechter Umspann mit Laufspuren des Firnisauftrags


Abb. 11

Detail, Rückseite, rechte obere Ecke, der ungrundierte Geweberand am rechten Umspann stammt von der Aufspannung der einst großformatigen Gewebebahn im Zuge der industriellen Grundierung


Abb. 12

Detail, Rückseite, aufgeklebter Zettel des Kunsthändlers Durand-Ruel auf der Mittelstrebe des Keilrahmens, terminus post quem: 1890


Abb. 13

Mikroskopaufnahme, rechter Bildrand mit rosafarbener Grundierung, stellenweise mit kleinsten Löchern (M=1 mm)


Abb. 14

Mikroskopaufnahme, rechte obere Ecke, eines der sechs Löcher in Bildschicht, Gewebe und Keilrahmen ohne erkennbaren Nutzen (M= 1 mm)


Abb. 15

Mikroskopaufnahme, Himmel, spätere malerische Hinzufügung im Farbton der umliegenden originalen Malschicht, vermutlich mit dem Ziel die grundierungssichtigen Partien zu "verdichten" (M=1 mm)


Abb. 16

Mikroskopaufnahme des Details aus Abb. 15 in UV-Anregung, die sich im sichtbaren Licht kaum farblich abzeichnenden Hinzufügungen markieren sich grünlich in der UV-Fluoreszenz-Aufnahme (M=1 mm)